07.01. – 09.01.2019
Montag, 07.01.2019, Tag 172
In einem Kleinbus verließen wir mit 15 Leuten Marrakesch. Die Gruppe war recht international mit Reisenden aus Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Peru, USA, Südkorea und China. Im Bus war es recht kalt und trotz eines dicken Paar Socken wurden meine Füße in den dünnen Turnschuhen erst gegen Mittag wirklich warm. Je näher wir dem Atlasgebirge kamen, desto imposanter wurde die Landschaft. Zum Glück legte der Bus einige Stopps ein, sodass man die Landschaft nicht nur im Gedächtnis, sondern auch auf Kamera festhalten konnte.
Gegen Mittag erreichten wir Ait-Ben-Haddou, auf 1.300 Metern am Fuße der höchsten Gebirgskette des Atlas gelegen. Ait-Ben-Haddou zählt seit 1987 zum Weltkulturerbe und diente zahlreichen Filmen als Kulisse. Darunter Lawrence von Arabien, James Bond, Die Mumie, Gladiator und Game of Thrones.
Nach unserer Besichtigung, die teils mit einem Führer, teils individuell unternommen wurde, wurden wir in ein überteuertes Touristenlokal zum Mittagessen gebracht. Das Essen war wieder einmal mäßig. Mit weiteren Fotostopps setzten wir die Fahrt fort, bis wir abends unser Hotel für die Übernachtung erreichten. Dieses war ein wenig in die Jahre gekommen, sehr simpel, hatte aber zugleich einen gewissen Charme. Zumindest empfand ich das so, die meisten anderen mochten es dort nicht. Leider war es auch unglaublich kalt, was wohl größtenteils daran lag, dass es abgesehen von einer Feuerstelle im Aufenthaltsraum und im Flur der ersten Etage keinerlei Heizmöglichkeiten gab. Und wie bereits erwähnt, sind die Januarnächte in Marokko ziemlich kalt. Mit der dicken Wolldecke, ließ sich die Nacht im Endeffekt trotzdem recht gut aushalten. Allerdings graute es mir langsam vor der bevorstehenden Nacht in einem Zelt in der Wüste, wo die Temperaturen noch weiter abkühlten. Die Tajine zum Abendessen war erneut zerkocht und ohne Salz und Gewürze recht geschmackslos.
Dienstag, 08.01.2019, Tag 173
Um 07:00 Uhr morgens fanden wir uns im Aufenthaltsraum des Hotels zum Frühstück ein. Anschließend fuhren wir durch den Sonnenaufgang nach Tinghir, einer kleinen Stadt im Atlasgebirge. Wir hielten an einem Feld, wo wir von einem Reiseführer begrüßt wurden. Dieser führte uns anschließend durch einen Olivenhain und gab uns Informationen zur örtlichen Landwirtschaft. Es war so kalt, dass das Ausatmen durch den Mund Dampfwolken hervorbrachte und sich auf den Pflanzen des Ackerbodens bereits Frost gebildet hatte.
Nach dem morgendlichen Spaziergang, besuchten wir eine Teppichknüpferei. Dort bekamen wir einen Tee gereicht und wurden grob in die Bedeutungen der verschiedenen Farben und Symbole des Knüpfens eingeführt. Anschließend ging der Besuch in eine Verkaufsveranstaltung über. Immer mehr Teppiche wurden präsentiert und der ein oder andere der Gruppe kehrte mit einem Exemplar zum Bus zurück. Sofern die Teppiche tatsächlich von Hand geknüpft wurden, müssten die Preise in Ordnung gewesen sein; soweit ich dies mit meinen doch recht beschränkten Kenntnissen von Teppichpreisen sagen kann.
Gegen Nachmittag erreichten wir endlich die Wüste, für die gesamte Gruppe wohl der Höhepunkt unseres Trips. Am Parkplatz wartete bereits die Karawane, um uns zum Wüstencamp zu bringen. Entgegen des in Marrakesch angekündigten 1,5-stündigen Dromedarritts, hielten wir bereits nach ca. 30 Minuten. Positiv daran war immerhin, dass damit auch das konstante „Smile!“ endete, was die 4 koreanischen Frauen etwa minütlich für ein weiteres Selfie ausriefen. Landschaftlich hatte sich in diesen Minuten im Grunde genommen nichts geändert, wir waren weiterhin auf einem Dromedar von Sand umgeben.
Nachdem wir unser 7-Mann-Zelt bezogen hatten, bestiegen wir die hohe Sanddüne unweit des Camps, um dort auf den Sonnenuntergang zu warten. Bis dahin waren weitere Reisegruppen eingetrudelt, sodass unser Camp geschätzt etwa 70 Personen beherbergte.
Von unserer Übernachtungsstätte konnte man weiterhin die Autostraße sehen. Da es sich bei der Sahara aber um die größte Wüste der Welt handelt, ging ich davon aus, dass man von der Sanddüne zumindest in eine Richtung die unendliche Weite von Sand sehen müsste. Oben angekommen, wurde ich leider enttäuscht, als sich in alle vier Himmelsrichtungen Straße, Ortschaften oder Felsen erspähen ließen. Wir befanden uns im Erg Chebbi, einem Sanddünengebiet, was lediglich 40 x 6 km misst. Der Sonnenuntergang war trotzdem sehr schön. Und mit etwas zusammengekniffenen Augen, konnte man den unerwünschten Hintergrund sogar halbwegs ausblenden.
Ohne Sonne wurde es in der Wüste ziemlich schnell kalt. Zurück im Camp warteten wir eng zusammengerückt auf das Abendessen. Eng nicht, um uns warm zu halten, sondern weil das Camp leicht überbucht zu sein schien und die Tische nicht für die Personenzahl ausgelegt waren. Zum Abendessen gab es – zur großen Überraschung – zerkochte Tajine ohne Salz oder Gewürze. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich die unzähligen Male immer nur an einen schlechten Koch geraten bin oder Tajine wirklich so schmecken soll. An sich lässt sich bei gekochtem Gemüse und Kartoffeln ja so gut wie nichts falsch machen. Sofern man die Kochzeit halbwegs beherzigt und ein wenig würzt jedenfalls… Zum Glück sollte diese Mahlzeit meine letzte Tajine gewesen sein, auch wenn dieser Urlaub kulinarisch auch weiterhin kein Höhepunkt war.
Für die Personenzahl im Camp war die Menge an Essen leider nicht ausreichend, sodass wir uns anschließend mit unserem mitgebrachten Notproviant satt essen mussten. Dann begaben wir uns zur Feuerstelle etwas abseits der Zelte in der Hoffnung unsere frierenden Körper am Feuer zu wärmen. Dieses bestand leider nur aus 4 lächerlichen Holzscheiten, die bei weitem nicht genug Wärme für die Gruppe ausstrahlten – aber besser als nichts. Die vier Pseudo-Beduinen, die allesamt keine waren, sondern in den umliegenden Dörfern wohnten, trommelten und sangen lustlos traditionelle Berber-Lieder. Nach 40 Minuten war die affektierte Show sowie das Feuer erloschen und wir gingen in unser Zelt zurück. Immerhin war der Himmel sternenklar und gab ein wirklich beeindruckendes Bild ab.
Aufgrund der vielen Personen im Camp, bekam jeder nur eine Decke, was bei den Temperaturen nicht wirklich ausreichend war. Vor dem Schlafen gehen holten wir uns daher von draußen einen Teppich, der eine Art Fußweg zwischen den Zelten bildete. Da die Matratzen so angeordnet waren, dass unsere 4-er Gruppe in einer Reihe lag, konnten wir den Teppich über all unsere Beine legen, sodass jeder etwas davon hatte. Nichtsdestotrotz musste ich mit mehreren Schichten schlafen.
Mittwoch, 09.01.2019, Tag 174
Auch wenn der Teppich deutlich zur Wärme der letzten Nacht beigetragen hatte, konnte er doch nicht vermeiden, dass ich am nächsten Morgen durchgefroren war. Ähnlich hatte ich mich nach der ersten Nacht in einer Jurte in der Mongolei gefühlt. Kurz nach 6 Uhr wurden wir energisch von den Pseudo-Beduinen geweckt, um auf den Dromedaren die Rückreise anzutreten. Da es noch stockdunkel war und ich vom frühen Aufstehen der Vortage in etwa wusste, wann die Sonne aufging, hatte ich Sorge, dass wir bei dem kurzen Ritt den Sonnenaufgang in der Wüste verpassen würden.
So kam es auch. Zwar konnte man einen leichten Schimmer am Horizont sehen, beim wirklichen Erscheinen der Sonne waren wir jedoch bereits in einem Restaurant für ein kärgliches Frühstück. Zwischenzeitlich hatte ich noch Hoffnung: Ein Mädchen unserer Gruppe fiel während des Ritts von ihrem Dromedar. Zum Glück hatte sie sich nicht verletzt, wollte das Tier aber nicht mehr besteigen. Der Jeep des Camps, der sie daraufhin zur Straße bringen sollte, hatte sich festgefahren und so wartete unsere Gruppe auf dessen Erscheinen. Bedauerlicherweise reichte es trotz alledem nicht für den Sonnenaufgang.
Insgesamt war die Wüstentour recht enttäuschend.
Nach dem Frühstück traten wir die gut 10-stündige Rückfahrt (Pausen inbegriffen) nach Marrakesch an, das wir am Abend erreichten. Zum Essen hatten wir einen Burgerladen herausgesucht, der – wenn auch nicht außergewöhnlich – meine/unsere beste Mahlzeit in Marokko war.
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